Unser Forschungsprojekt

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Um was geht es?

Mit dem EIP-Projekt „Fuhneschrecken“ – Klimafreundlicher Proteinpower aus der Region“ möchten wir, die Agrar-Insekt-Anhalt GbR einen innovativen Beitrag zu möglichen Nahrungsalternativen der Zukunft unter den Aspekten der biologischen Vielfalt, des Klimawandels und der Stabilisierung der Umwelt leisten. Bei steigender Weltbevölkerung werden wir in naher Zukunft an unsere Expansionsgrenzen stoßen. Um eine Nahrungsmittelkrise zu verhindern und den Raubbau an der Natur zu mindern, könnten Insekten in Zukunft eine wichtige Rolle spielen und dazu beitragen, das Ernährungsproblem in den Griff zu bekommen.

Insekten lassen auf Grund ihrer hohen Proteingehalte vermuten, dass diese auch als natürlicher Rohstoff für die chemische Industrie genutzt werden könnten. Insekten, die sich von Gras ernähren, könnten sich als eine mögliche Alternative zur Grünlandnutzung erweisen. 

Auch in der menschlichen Ernährung bestehen Perspektiven, wenn sich bei uns Ernährungsgewohnheiten aus südlicheren Ländern durchsetzen sollten. Dort bereits ohne negative gesundheitliche Folgen konsumierte Arten sollen eine vereinfachte Zulassung für den europäischen Markt bekommen.

Die Biodiversität – von der genetischen Ebene über die Vielfalt der Arten, bis hin zu Ökosystemen und Lebensgemeinschaften – hat einen hohen intrinsischen Wert und sichert durch die Stabilisierung von Umwelt und Klima unsere Ernährung, unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden.

Dazu kommt, dass die Weltbevölkerung stetig wächst und bereits 2030 voraussichtlich auf über 9 Milliarden Menschen ansteigen wird. Schon heute werden ca. 70 % aller Agrarflächen für Viehzucht bzw. die dafür benötigte Futtermittelproduktion genutzt. Um eine Nahrungsmittelkrise zu verhindern und den Raubbau an der Natur zu mindern, könnten Insekten in Zukunft eine wichtige Rolle spielen und entscheidend dazu beitragen, das Ernährungsproblem in den Griff zu bekommen. Den Deutschen Wirtschaftsnachrichten kann man entnehmen, dass der Markt für Lebensmittel aus Insekten wächst. In Belgien gibt es bereits ein Regelwelk, das die Hygienestandards für Insektenproduzenten vereinheitlichen soll. Die UN Lebensmittel-Behörde FAO hat schon 2013 die Menschen in aller Welt aufgerufen, ihren Hunger durch den Verzehr von Insekten zu stillen, d.h. diese als künftiges Nahrungsmittel zu akzeptieren und bestehende Vorbehalte abzubauen.

In vielen Teilen der Welt gelten Insekten seit vielen Jahren als Delikatesse und stehen bei über 2 Milliarden Menschen, d.h. in 140 Ländern auf dem Speiseplan. Warum auch nicht, denn Insekten sind schmackhaft und gesund, exzellente Proteinlieferanten und reich an Mineral- und Ballaststoffen. Zudem sind sie ausgezeichnete Futterverwerter mit einer sehr guten Ökobilanz. Für viele Experten gelten sie daher als eine wichtige und nachhaltige Nahrungsquelle der Zukunft und als Fleischersatz.

In New York, der Welthauptstadt der kulinarischen Avantgarde, sind Insekten bereits heute das Trend-Essen. Für Getreide- bzw. Fruchtriegel werden Insekten zu feinem Mehl vermahlen und als Proteinträger in sogenannte Power-Riegel zugegeben. Durch diese Methode versucht man den Ekel der Skeptiker vor den Sechsbeinern ausschalten und so die Akzeptanz erhöhen.

In Europa sind Speiseinsekten allerdings noch eine Rarität. Insekten werden eher als „Ungeziefer“ bekämpft. Doch langsam entwickelt sich auch hier ein Trend. Frankreich und Niederlande sind dabei Vorreiter, in diesen Ländern sind Insekten bereits in einigen Supermärkten erhältlich und auch in Belgien wurden 2014 erste Brotaufstriche mit Insekten entwickelt. Und warum sich ekeln? Auch in Deutschland werden in der Lebensmittelindustrie Insekten tagtäglich in herkömmlichen Lebensmitteln gezielt eingesetzt, wie der rote Farbstoff E120, der aus Schildläusen gewonnen wird und Süßigkeiten, Spirituosen, Marmeladen und Fruchtzubereitungen eine appetitliche Rotfärbung gibt. Nach dem Defect Levels Handbook der FDA (US Food and Drug Administration) ist folgender Insektenanteil in Nahrungsmitteln erlaubt:

  • Hopfen zur Bierherstellung – bis zu 2.500 Blattläuse/10 g
  • Schokolade – 60 Insektenbestandteile/100 g
  • Dosen-Champignons – 20 Maden jeglicher Größe in 100 g
  • Rosinen – 10 ganze Insekten und 35 Fruchtfliegeneier/220 g
  • Weizenmehl – 75 Insektenbestandteile/50 g

Die Kritik der Verbraucher an der konventionellen Tierhaltung wird zu einer Änderung der Ernährungsgewohnheiten führen. Um dennoch den Bedarf an tierischem Eiweiß in der menschlichen Ernährung zu decken, wären Insekten möglicherweise ein toleriertes Gegenmodell. Der Aufbau einer Insektenzüchtung in Deutschland würde den Erhalt der Wertschöpfung in der hiesigen Landwirtschaft sichern.

Wenn wir also Muscheln und Garnelen genießen, warum sollten wir nicht auch Heuschrecken, Grillen usw. einen angemessenen Platz auf unserem Speisplan einräumen? Wenn wir regelmäßig, ohne es zu wissen, Insekten und „Insektenausscheidungen“ verzehren, was spricht dagegen, sie auch einmal ganz bewusst zu probieren. Warum also nicht auch das Proteinpotenzial von Insekten als Nahrungs- und Futtermittel nutzen und damit auch eine Beitrag für den Klimaschutz und die eigene Gesundheit leisten?


landwirtschaftlicher Vorteil

In Publikationen wird angegeben, dass Insekten das tierische Eiweiß mit einem deutlich geringeren spezifischen Futteraufwand erzeugen als Wirbeltieren. Laut WHO liegt dieser spezifische Futterbedarf bei einem Zwölftel im Vergleich zu Rindfleisch.

Nach ersten eigenen Erfahrungen setzten die Heuschrecken Futtermittel sehr sparsam um:
Futterverbrauch von Heuschrecken im Vergleich mit anderen Tieren (in g Futtertrockenmasse je g Lebendgewicht des Tieres)

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Während bei einem Rind nur etwa 40% und bei einem Schwein knapp 60 % des Tieres verzehrt werden können, sind es bei Insekten mindestens 80 %. Bei Heuschrecken werden Anteile von 83% erreicht.

Insekten lassen auf Grund ihrer hohen Proteingehalte vermuten, dass diese auch als natürlicher Rohstoff für die chemische Industrie genutzt werden könnten.

In Sachsen-Anhalt wird wegen der Ausweisung neuer Poldergebiete und den Auswirkungen der Wasserrahmenrichtlinie langfristig mit mehr Grünlandflächen gerechnet. Hinzu kommen die Sukzessionsflächen aus der Flächenstilllegung (Greening).

Die bislang gebräuchliche Praxis des einmaligen Mulchens pro Jahr mit Verbleib des Aufwuchses auf der Fläche hat sich aus naturschutzfachlicher Sicht nicht bewährt.

Unter diesen Bewirtschaftungsbedingungen setzen sich nur wenige Arten durch, das Ziel eines diversen Grünlandes wird nicht erreicht. Neue Planungen fordern, dass die Mindestanforderung an eine naturschutzgerechte Bewirtschaftung mindestens eine, besser zwei Mahdmaßnahmen mit Abfuhr des Materials beinhalten muss, um die Flächen auszuhagern (Grundwasserschutz) und mehreren Arten eine Entwicklung zu ermöglichen. Dieser Abfuhrforderung gegenüber steht ein abnehmender Bestand an Rindern und Schafen, so dass der Aufwuchs der Flächen nicht genutzt werden kann.

Die energetische Verwendung in Biogasanlagen scheidet aufgrund der hemmenden gesetzlichen Rahmenbedingungen ebenfalls auf absehbare Sicht aus (nach den gegenwärtigen Vergütungssätzen des EEG wird es keinen Biogasanlagenneubau geben). So könnten sich Insekten, die sich von Gras ernähren, als eine mögliche Alternative zur Grünlandnutzung erweisen.

Bisherige landwirtschaftliche Praxis

In Deutschland existieren einige wenige Betriebe, die heute schon Insekten für verschiedenen Anwendungsgebiete züchten. Meist handelt es sich dabei um die „Nützlingsgewinnung“. So werden Schlupfwespen zur Maiszünslerbekämpfung oder Hummeln als Bestäuber für Tomatengewächshäuser angezogen. Die Zucht von Insekten für die Futtermittelgewinnung ist bislang die absolute Ausnahme, da die Verfütterung von Insekten nur an nicht für die Lebensmittelerzeugung gehaltenen Haustiere (Reptilien, Spinnen usw.) erfolgen darf.

Und genau da setzt unser innovatives Projekt an!

  • Der Focus soll dabei auf einer direkten Verwendung für die menschliche Ernährung liegen.
  • Unsere Tiere sollen keine Futtermittel zu sich nehmen, die Menschen auch direkt verzehren können (z.B. Stärke, Zucker, Fette).
  • Als Nahrung dient Gras von Wiesen aus einem Landschaftsschutzgebiet, welche im eigenen Betrieb ohne den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln bewirtschaftet werden.